Der Kampf um Fachkräfte in der Pflege – Betriebliche Gesundheitsförderung als potenzielle Geheimwaffe

Pflegepersonal ist hohen Belastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt. Gründe dafür sind unter anderem die anstrengende Zeit während und nach der Coronapandemie und der derzeitige Fachkräftemangel. Hierbei sind vor allem die Zahlen der psychischen Erkrankungsbilder erschreckend hoch. Informationen zu Belastungsfaktoren und Tipps und Tricks für Maßnahmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) werden nachfolgend kompakt aufgeführt.

 

Pflegerin im Krankenhaus

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„Pflegestudie 1.0“ – Extreme körperliche Belastungen für Pflegekräfte während der Coronapandemie

Pflegekräfte waren während der Coronapandemie extremen psychischen und physischen Bedingungen am Arbeitsplatz ausgesetzt. Die im Jahr 2021 durch die „Pflegestudie 1.0“ der Barmer aufgedeckten negativen Ausprägungen waren höchst besorgniserregend. Schlafstörungen, Präsentismus, muskuloskelettale Beschwerden und auch die psychischen Beanspruchungen waren auf einem sehr negativen Trend. Die Burnout-Raten stiegen besorgniserregend in die Höhe. Weiterhin nahmen die Wertschätzung und positive Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften sehr stark ab.

„Pflegestudie 2.0“ – Wie geht es Pflegekräften in der Zeit nach der Coronapandemie?

Nach dem Ende der Coronapandemie entspannte sich die Lage auf den Pflegeeinrichtungen ein wenig. Doch Beschäftigte in der Pflege sind weiterhin hohen Belastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt. Die weiterführende „Pflegestudie 2.0“ der Barmer erschien vor kurzem und konnte darin anhaltende Beschwerdebilder erkennen. Arbeiten unter Zeitdruck, regelmäßige Überstunden und schlechtes Pausenverhalten zeigen Probleme in dem Feld der Arbeitsorganisation auf. Das Thema „innere Kündigung“ und das damit geringe Zugehörigkeitsgefühl spiegelt sich auch in der geringen Bindung zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften wider. Negative Faktoren sind hierbei Unzufriedenheit mit der vorgesetzten Person, wenig Feedback und eine sehr geringe Wertschätzung. 42,3 Prozent der Befragten gaben an, dass sie nur im geringen oder sogar sehr geringen Maße Wertschätzung von ihrer Führungskraft erhalten würden.

Aber es gibt nicht nur negative Auswirkungen. Pflegekräfte empfinden ein sehr hohes und positives Sinnempfinden in ihren Aufgaben. Weiterhin vereinfacht die Digitalisierung den täglichen Arbeitsablauf der Beschäftigten.

Hoher Bedarf an Interventionen der betrieblichen Gesundheitsförderung

Im Hinblick auf den Fachkräftemangel und die hohen körperlichen Belastungen am Arbeitsplatz hat die Barmer verschiedene Fördermaßnahmen zur Steigerung der Gesundheit unternommen. Die Krankenkasse entwickelte ein Programm für Auszubildende in der Pflege, um die Gesundheitskompetenz der Nachwuchskräfte zu stärken und somit ein attraktives Angebot gegen den Fachkräftemangel anzubieten.

Weiterhin konnte eine Kooperation mit einer Entspannungs-App positive und kurzweilige Impulse zur Stressentlastung geben und ist ein weiteres Werkzeug, welches zur Gesundheitsförderung von Pflegekräften genutzt werden kann.

Die unzureichende und sehr negativ ausgeprägte Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Führungskraft stellt, im Hinblick auf die psychische Gesundheit von betroffenen Beschäftigten, einen weiteren Faktor dar, welcher im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements angegangen werden sollte. Das frühzeitige Verlieren von Fachkräften kann sich keine Pflegeeinrichtung mehr leisten.

 

Zukunftspotenzial im betrieblichen Gesundheitsmanagement in Pflegeeinrichtungen

Ein strategisch ausgerichtetes betriebliches Gesundheitsmanagement wird für Pflegeeinrichtungen immer wichtiger, um bestehende Fachkräfte zu halten oder neue Beschäftigte zu gewinnen. Gerade die Zunahme von psychischen Erkrankungen nimmt einen entscheidenden Faktor in der Präventionsplanung ein. Die Aufbauqualifikation „Gesundheitsexperte im Betrieb – Förderung der psychosozialen Gesundheit“ bildet Teilnehmende schrittweise dazu aus, psychische Gefahren am Arbeitsplatz zu erkennen, einzuordnen, Maßnahmen aufzustellen und Diese nachhaltig umzusetzen. Sollten Interessierte noch keine Erfahrungen im betrieblichen Gesundheitsmanagement aufweisen, wird die Basisqualifikation „Fachkraft für betriebliches Gesundheitsmanagement (IHK)“ empfohlen, um die wichtigsten Grundlagen in diesem Handlungsfeld zu legen.

 

Jetzt informieren: Fachkraft für Betriebliches Gesundheitsmanagement (IHK) Jetzt informieren: Gesundheitsexperte/in im Betrieb – Förderung der psychosozialen Gesundheit

 

Quellen:

  1. Beer, M., Fuhrken, C., Böhling, L., Wessel, S., Witte, C., Ende, P., . . . Möller, J. (2024). Pflegestudie 2.0: Wiederholte Ressourcen- und Belastungsanalyse bei Pflegekräften. Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG); Barmer. Konstanz: Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG).

  2. DAK-Gesundheit. (2024). Psychreport 2024. IGES Institut. DAK-Gesundheit. Von https://caas.content.dak.de/caas/v1/media/57370/data/0114eed547a91f626b09d8265310d1e5/dak-psychreport-ergebnis-praesentation.pdf