Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (GpB) – die Chance ergreifen

Die zunehmende Anerkennung der Bedeutung psychischer Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz hat nicht nur Arbeitsschutzexperten aufhorchen lassen. Dieses aufstrebende Forschungsfeld konzentriert sich auf die Erfassung, Prävention und Gestaltung psychischer Belastungen und hat die Aufmerksamkeit der Arbeitswelt geweckt.

 

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

Die Präambel der "Gemeinsamen Erklärung zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz" unterstreicht die Relevanz psychischer Erkrankungen in Bezug auf Leistungsminderung, Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentungen. Insbesondere die Veränderungen in Arbeitsinhalten und -prozessen lenken den Fokus vermehrt auf kognitive, soziale und emotionale Belastungen. Doch solche Veränderungen können bei vielen Mitarbeitern Stress auslösen, vor allem wenn sie sich ohnmächtig fühlen und keine individuelle Kontrolle über die Situation haben.

Arbeitgeber können psychische Erkrankungen nicht direkt behandeln, aber sie können präventive Maßnahmen zur Minimierung des Risikos ergreifen. Bereits seit 2013 ist die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz gesetzlich vorgeschrieben und explizit im Arbeitsschutzgesetz verankert (Neuner, 2019). Dennoch wird immer deutlicher, dass viele Unternehmen noch am Anfang stehen, wenn es um die Bewältigung dieser Aufgabe geht. In Betrieben und der Gesellschaft herrscht Unsicherheit, insbesondere in Bezug auf die Identifizierung und den Umgang mit psychischen Belastungen.

Die genaue Vorgehensweise, die Datenerfassung, präventive Maßnahmen und Handlungsstrategien bleiben oft vage und unterentwickelt, was sich in einer unsicheren theoretischen und rechtlichen Basis zeigt (Molnar, 2018). Begriffe wie Stress, Burnout, Belastung und Mobbing sind mittlerweile allgemein bekannt, jedoch werden sie oft negativ konnotiert und nicht immer korrekt verstanden. Es wird jedoch bereits deutlich, dass die Sensibilität für psychische Belastungen am Arbeitsplatz stetig wächst. Unternehmen suchen vermehrt nach Informationen und Unterstützung in Bezug auf die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Alle, die für den Arbeitsschutz verantwortlich sind, werden sich in den kommenden Jahren verstärkt mit diesem Thema auseinandersetzen und entsprechende Fähigkeiten entwickeln müssen.

Präventive Maßnahmen ergreifen

Die gesetzliche Vorgabe zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen sollte nicht nur als Verpflichtung, sondern auch als Chance betrachtet werden (Molnar, 2018). Es zahlt sich aus, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um die psychische Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern und die Arbeitsbedingungen zu verbessern (in Anlehnung an Schermuly, 2016):

Gesunde Mitarbeiter sind leistungsfähiger: Mitarbeiter, die sich in einem gesunden psychischen Zustand befinden, sind in der Regel produktiver, motivierter und effizienter. Dies führt zu einer Steigerung der Arbeitsleistung und letztendlich zu einem besseren Geschäftsergebnis.

Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit: Die Prävention psychischer Belastungen trägt zur Mitarbeiterzufriedenheit bei. Zufriedene Mitarbeiter bleiben länger im Unternehmen, was die Fluktuation reduziert und die Kosten für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeiter senkt.

Arbeitgeberattraktivität: Unternehmen, die sich aktiv um das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter kümmern, sind in der Regel attraktiver für potenzielle Talente. Dies erleichtert die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter und stärkt die Wettbewerbsposition des Unternehmens.

Gesundheitliche Kosten reduzieren: Die Prävention von psychischen Belastungen kann dazu beitragen, die gesundheitlichen Kosten für Mitarbeiter zu senken, da sie das Risiko von stressbedingten Erkrankungen und Fehlzeiten minimiert.

Nachhaltigkeit: Investitionen in die psychische Gesundheit der Mitarbeiter sind langfristig ausgerichtet und fördern die Nachhaltigkeit des Unternehmens. Ein gesundes Arbeitsumfeld schafft eine Grundlage für langfristigen geschäftlichen Erfolg.

Positive Unternehmenskultur: Die Bemühungen um die psychische Gesundheit der Mitarbeiter tragen zur Schaffung einer positiven Unternehmenskultur bei, in der Offenheit, Kommunikation und Zusammenarbeit gefördert werden.

 

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Quellen:

Molnar, M. (2018). Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung – aus der Praxis für die Praxis: Fahrpläne, Stolpersteine und Erfolgsfaktoren. Kröning: Asanger.

Neuner, R. (2019). Psychische Gesundheit bei der Arbeit. Betriebliches Gesundheitsmanagement und Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (3. überarb. Aufl.) Wiesbaden: Springer Gabler.

Schermuly, C. (2016). New Work - gute Arbeit gestalten. Psychologisches Empowerment von Mitarbeitern (1. Auflage). Freiburg, München, Stuttgart: Haufe Gruppe.