Hier stellt sich die Frage, welcher Muskelgruppe das „Kreuzheben“ zuzurechnen ist. „Kreuzheben“ und „Kniebeuge“ sind aus biomechanischer Sicht sehr ähnliche Übungen. Der Unterschied besteht lediglich in der Positionierung der Hantel und in der Hubbewegung. Bei beiden Übungen arbeiten primär die Streckschlingenmuskulatur der unteren Extremitäten (dynamisch) sowie die Mm. erector spinae (autochthone Rückenmuskulatur) im Bereich der Lendenwirbelsäule (statisch). Insofern kann das „Kreuzheben“ durchaus auch als Übung für die unteren Extremitäten aufgeführt werden. Beim Kreuzheben sind die Arme passiv und halten lediglich die Hantellast in der Vertikalen.
Bei hohen Trainingslasten geschieht bei der Oberkörperaufrichtung aber nun Folgendes: Die Oberkörperaufrichtung wird nicht nur durch die Kniegelenk- und Hüftgelenkextensoren erreicht. Auch der M. latissimus dorsi unterstützt die Oberkörperaufrichtung. Sein Ansatz am Oberarm wird zum Punctum Fixum (fixierter Punkt), sein Ursprungsgebiet zum Punctum Mobile (Bewegungspunkt). Im Vergleich zu Latzug- oder Ruderübungen arbeitet der M. latissimus dorsi beim „Kreuzheben“ mechanisch betrachtet in entgegengesetzter Wirkungsrichtung. Bei Latzug- und Ruderübungen ist das Ursprungsgebiet des M. latissimus dorsi der Punctum Fixum, der Ansatz am Oberarm der Punctum Mobile. Beim „Kreuzheben“ wird der Oberkörper (Punctum Mobile) zu den in der Vertikalen durch die hohe Last fixierten Oberarmen (Punctum Fixum) gezogen. Bei Latzug- oder Ruderübungen werden die Oberarme (Punctum Mobile) zu dem fixierten Oberkörper (Punctum Fixum) gezogen.
Um auf die eingangs gestellte Frage zurück zu kommen: „Kreuzheben“ ist sowohl eine Übung für die unteren Extremitäten als auch eine Rückenübung. Eine trennscharfe Klassifikation des „Kreuzhebens“ ist nicht möglich. Es muss aber nochmals betont werden, dass ein trainingswirksamer Reiz für den M. latissimus dorsi nur bei individuell hohen Trainingslasten entsteht. Ob durch das „Kreuzheben“ für den M. latissimus dorsi im Vergleich zu klassischen Latissimusübungen (Latzug- oder Ruderübungen, Klimmzüge etc.) ein größerer Trainingseffekt erzielt werden kann, ist jedoch fraglich, da die Hubbewegung für den M. latissimus dorsi beim „Kreuzheben“ stark eingeschränkt ist.
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Krafttraining nimmt eine zentrale Rolle im Fitnesstraining sowie im Athletiktraining ein. Dementsprechend unterschiedlich sind die Trainingsziele der Sportler und deren individuellen Leistungsvoraussetzungen. Für ein zielgruppenorientiertes Krafttraining gibt es eine Vielzahl an Trainingsformen. Darüber hinaus wird im Kontext eines funktionellen Trainings („Functional Training“) mit komplexen mehrgelenkigen Bewegungsformen trainiert. Neben der großen Anzahl an Trainingsformen gibt es zudem viele unterschiedliche Ansätze und Empfehlungen zur Trainingsmethodik, Periodisierung und Belastungssteuerung im Krafttraining.
Trainer stehen vor der Herausforderung, den unterschiedlichen Trainingszielen ihrer Kunden sowie deren Leistungsvoraussetzungen bei der Planung und Umsetzung des Krafttrainings gerecht zu werden, insbesondere wenn im Kontext des Functional Trainings komplexe Übungen umgesetzt werden. Daher besteht ein Bedarf an Trainern, die in der Lage sind, Kunden mit unterschiedlichen Trainingszielen und Leistungsvoraussetzungen bei der Planung und Umsetzung des Kraft- und Functional Trainings qualifiziert zu betreuen.
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