Treffen wir z. B. zum ersten Mal einen anderen Menschen, so finden wir ihn/sie nett, sympathisch oder auch nicht. Wir reagieren emotional. Der Versuch, beim Kennenlernen einer anderen Person im Kopf eine rationale Pro-Contra-Liste zu erstellen und dann zu entscheiden, ob man die Person sympathisch findet, hat in der Praxis nie funktioniert. Doch warum ist das so?
Die beiden Kommunikationsebenen
Untersucht man vereinfacht unser Gehirn, so stellt man fest - es hat zwei Hälften:
Die linke Gehirnhälfte (rationale Ebene) enthält u. a. Fakten, Logik und analytisches Denken.
Die rechte Gehirnhälfte (emotionale Ebene) enthält u. a. Erfahrungen, Gefühle und Vorstellungen in Form von Bildern.
Aus der Forschung ist bekannt, dass unsere rechte Gehirnhälfte immer zuerst „anspringt“ und für uns Menschen leichter und besser funktioniert.
Dazu zunächst ein Selbstversuch:
Bitte lesen Sie sich die nachfolgende Geschichte in Ruhe einmal durch und versuchen Sie anschliessend sich selbst diese Geschichte genauso nachzuerzählen.
Ein Zweibein sitzt auf einem Dreibein und isst ein Einbein.
Da kommt ein Vierbein und nimmt dem Zweibein das Einbein weg.
Da nimmt das Zweibein das Dreibein und wirft es nach dem Vierbein.
Und, konnten Sie die Geschichte so einfach nacherzählen?
Vielen wird das vermutlich beim ersten Versuch schwer gefallen sein. Doch woran liegt das und was hat dies mit professioneller, emotionaler Kommunikation und mit unserem Gehirn zu tun?
Diese Geschichte wurde nur über die linke (rationale) Hälfte des Gehirns erzählt und wird daher dem Ein-oder Anderen Probleme beim Nacherzählen bereitet haben. Wird die Geschichte über die emotionale, bildhafte Seite des Gehirn erzählt fällt es Ihnen sicherlich leichter dies schon im ersten Versuch in Beinen und Zahlen nachzuerzählen.
Hier nochmals die gleiche Geschichte, nun erzählt über die rechte Seite des Gehirns:
Ein Mensch (Zweibein) sitzt auf einem Barhocker (Dreibein) und isst einen Hühnerschenkel (Einbein).
Da kommt ein Hund (Vierbein) und nimmt dem Menschen (Zweibein) den Hünhernschenkel (Einbein) weg.
Da nimmt der Mensch (Zweibein) den Barhocker (Dreibein) und wirft ihn nach dem Hund (Vierbein).
Sicher fällt es Ihnen nun leichter die Geschichte in Beinen und Zahlen nachzuerzählen.
Sobald der Mensch mit Bildern und Vorstellungen arbeitet fällt es ihm leichter sich Dinge zu merken und Emotionen aufzubauen.
Was hilft das in der Praxis?
Namen merken mit dem Visualisierungsverfahren (Vera Birkenbiehl)
Ein der bekanntesten Kommunkationstrainerinnen, Vera Birkenbiehl, hat auf dieser Grundlage das sogenannte „Visualierungsverfahren“ entwickelt. Dies hilft z. B. in der Dienstleistung oder auch privat, sich besser Namen von Kunden oder auch Geschäftspartnern zu merken. Dabei wird jeweils der Name des Gegenübers mit einem Bild in Verbindung gebracht. Sieht man nun den Anderen, so erscheint sofort das Bild und dazu der Name.
Hier wird die Tatsache, dass in der rechten Gehirnhälfte neben den Vorstellungen und Bildern auch die Emotion verankert ist und wir emotional zuerst „anspringen“ in der Praxis für eine erfolgreiche Kommunikation genutzt.
Wollen wir unsere Kunden binden, wollen wir, dass unser Gegenüber bei uns etwas kauft, eine Mitgliedschaft abschließt oder uns z. B. im Mentaltraining viele Informationen gibt, so muss er/sie sich wohlfühlen.
Bildhafte Adjektive - Positive Emotionen
Wie erreichen wir das nun?
Sprechen Sie idealerweise so oft wie möglich die emotionale Seite des Gehirns an.
Nutzen Sie viele Bilder, die Sie dem Kunden zeigen und nutzen Sie möglichst oft die bildhafte Sprache, um Ihren Gegenüber positiv zu emotionalisieren.
Ein leckerer Shake ist etwas anderes als ein Shake.
Ein professioneller Trainer ist etwas anderes als ein Trainer.
Ein gemütliches Studio ist etwas anderes als ein Studio.
Nutzen im Marketing
Gerade im Marketing ist die bildhafte Sprache zur Emotionalierung und professionellen Kommunikation mit dem Kunden unerlässlich.
Oder haben Sie schon einmal eine Anzeige gelesen:
„Wir würden uns freuen, Sie bei uns im Wellnessbereich begrüßen zu dürfen“?
Der Profi formuliert z. B. „Tauchen Sie ein, in einen Tag der Entspannung“ und nutzt bildhafte Adjektive und aktive Verben (Sehen Sie, Tauchen Sie ein, Erleben Sie…).
Auch bei professionellen Präsentationen kommen diese „Bausteine“ erfolgreich zum Einsatz.
Somatische Marker - Warum positive Bilder ideal sind
Unser Körper und unser Gehirn möchten uns immer vor Gefahren warnen und schützen.
Direkt beeinflussbar in unserem Gehirn ist u. a. der sogenannte somatische Teil des Gehirns. Jede Situation wird über die fünf Sinne, vor allem dem Sinn „Sehen“, aufgenommen und wird in unserem somatischen Teil des Gehirns als „Markierung“ verankert und mit einem Gefühl für den Menschen versehen.
Ist das Bild oder die Situation negativ, gibt das Gehirn dies als negatives Gefühl an den Menschen weiter und warnt ihn. Ist das Bild oder die Situation positiv, wird dies als positves Gefühl, bzw. als Motivation an den Menschen weitergegeben. Daher versucht der Profi möglichst immer positive „somatische Marker“ in Form positiver Bilder zu setzen, die dann ein Wohlgefühl auslösen und z. B. zum Training motivieren.
Praktische Anwendung positiver Vorstellungen und Emotionen
Sowohl im Sport als auch bei beruflichen Herausforderungen setzen dies vor allem geschulte Personal Trainerinnen und Trainer, Mentaltrainerinnen und -trainer oder Businesscoaches um.
So werden zur Motivation oder Zielerreichnung
- Vorstellungen von komplexen Bewegungsabläufen im Sport mit Einzelsportlern,
- Spielsituationen mit Mannschaften
- oder auch Präsentationen oder Verhandlungsabläufen im Management
über Vorstellungstrainings trainiert und mit positiven Emotionen besetzt, um auch in hohen Anforderungssituationen erfolgreich zu sein.
Die ideale Gesprächsposition in der Praxis
Wie kann unser Gehirn uns noch als genialer Partner für eine erfolgreiche Kommunikation dienen?
Aus der Gehirnforschung ist bekannt, dass die (von uns aus gesehen) rechte Gehirnhälfte ideal mit dem linken Ohr (diagonal) vernetzt ist.
Wenn möglich, setzt oder stellt sich der Kommunikationsprofi immer im direkten Gespräch so hin, dass er dem Gegenüber idealerwiese ins linke Ohr spricht, um noch optimaler die rechte Gehirnhälfte anzusprechen. Das ist zwar nur ein kleines Puzzleteil im Rahmen der professionellen Kommunikation, hilft aber, noch erfolgreicher zu kommunizieren.
Welche Hilfen uns unser Gehirn für eine professionelle und erfolgreiche Kommunikation mit unseren Kunden, Geschäftspartnern oder auch im privaten Umfeld noch liefert und welche praktischen Werkzeuge eine professionelle Kommunikation noch erfolgreicher machen, erfahren Sie in Teil 3 der Reihe „Emotionale Kundenbindung und professionelle Kommunikation 4.0“.
Effektiver und erfolgreicher kommunizieren
Im Lehrgang Kommunikationstrainer/in optimieren die Teilnehmenden ihr individuelles Kommunikationsverhalten und kommunizieren dadurch effektiver und erfolgreicher, z. B. in Gesprächen mit Kunden oder Mitarbeitenden.