Plastikmüll – Der Trend zu unverpackten Lebensmitteln und alternativen Verpackungsformen geht weiter

Endlich ziehen auch die großen Supermarktketten wie „Edeka“ und „Netto“ mit, dank ihrer neuen „Unverpackt“- Werbekampagnen.

 

Dass Plastik nicht gut für die Umwelt ist, unsere Meere davon überschüttet sind und sich der Plastikmüll immer weiter ausbreitet, ist inzwischen jedem bekannt. Bereits heute zählt das Mittelmeer zu jenen offenen Gewässern mit der höchsten Plastikkonzentration unseres Planeten: 95 % des im Wasser und am Strand gefundenen Mülls bestehen aus Plastik, so der im Juni veröffentlichte WWF-Report. Setzen wir die Plastikproduktion bzw. deren unsachgemäße Entsorgung weiter fort, so werden unsere Weltmeere in 30 Jahren einen höheren Plastik- als Fischbestand aufweisen. Die meisten Plastikabfälle sind biologisch nicht abbaubar und verbleiben für hunderte bis sogar tausende von Jahren in unserer Umwelt. Eine Plastiktüte braucht beispielsweise 20 Jahre bis sie zersetzt ist, eine Plastikflasche sogar 450 Jahre.

Nach China ist Europa der zweitgrößte Plastikproduzent der Welt. So „entsorgt“ Europa (vor allem die Türkei und Spanien, gefolgt von Italien, Ägypten und Frankreich) jedes Jahr 150.000 bis 500.000 Tonnen (entspricht 66.000 Müllwagen) Makroplastik und 70.000 bis 130.000 Tonnen Mikroplastik in die europäischen Meere, allen voran dem Mittelmeer, wo der Müll zur enormen Bedrohung für Flora und Fauna wird. Verschiedenste Tierarten verfangen, verschlucken oder kontaminieren sich durch Plastikabfälle. Weltweit sind 700 Meerestierarten durch Plastik bedroht. Makroplastik, zu dem zum Beispiel die vielfach genutzte Plastiktüte zählt, ist die sichtbarste Form von Plastikmüll. Die Meeresbewohner verfangen sich leicht in dieser Art von Müll, werden bewegungsunfähig und verenden schließlich. So ergeht es auch häufig der geschützten und bedrohten, im Mittelmeer heimischen Meeresschildkröte, die die Plastiktüte für ihre Beute hält. Mikroplastik besteht hingegen aus kaum sichtbaren, winzig kleinen Plastikteilchen mit einem Durchmesser von weniger als fünf Millimetern, die vor allem durch die Zerreibung von großen Plastikabfällen entstehen und die schwerwiegendsten Folgen für die Lebewesen im Meer haben. Vögel, Muscheln, Fische und sonstige Meerestiere schlucken die kleinen Fremdkörper, was zu innerlichen Verletzungen, Darmverschlüssen, Geschwüren und bis zum Tod führen kann. Im Mittelmeer wurden bereits bei 134 Tierarten Mikroplastikteilchen im Körper nachgewiesen, darunter 60 Fischarten. Auch Miesmuscheln oder Austern können beträchtliche Mengen an Mikroplastik aufnehmen. Letztendlich gelangt das Plastik also wieder in die Nahrungskette dessen, von dem es stammt – dem Menschen.

Somit ist es längst an der Zeit, uns über die Reduktion von Plastik bzw. alternative Verpackungsformen Gedanken zu machen und den Verbraucher zu einem umweltbewussten, „plastikarmen“ Menschen „umzuerziehen“. Erfreulicherweise gibt es bereits alternative Verpackungsformen in Form von essbaren oder kompostierbaren Verpackungen. So entwickelte Lavazza beispielsweise bereits 2003 eine essbare Espressotasse namens „Cookie Cup“, die vollständig aus Keks und einer speziellen, isolierenden Zuckerglasur besteht. In den niederländischen Supermärkten findet man hingegen zu 100 % kompostierbare Verpackungen einzelner Lebensmittel. So werden beispielsweise Haferflocken, Linsen, Nudeln und Kichererbsen in sogenanntem Bioplastik-Verpackungen zum Verkauf angeboten. Das Bioplastik sieht aus wie normales Plastik, hat die gleiche Funktion wie Plastik, wird aber vollständig aus Zucker und Milchsäure gewonnen. In Deutschland erfreuen sich die „Unverpackt-Läden“, dessen Geschäftskonzept an die längst vergangenen Tage des Tante-Emma-Ladens erinnert, immer größerer Beliebtheit. In einem Unverpackt-Laden kommt man ganz ohne Plastik aus: Im Idealfall bringt der Kunde die Verpackung, sei es in Form von Einweggläsern oder „Tupper“-schüsseln, von Zuhause mit oder er kauft sich die wiederverwendbare Verpackung vor Ort.

Diesen Nachhaltigkeits-Trend greifen nun auch unter anderem die beiden großen Supermarktketten „Edeka“ und „Netto“ auf und nutzen diesen zugunsten ihrer eigenen Werbezwecke. Aktuell sorgen beide Lebensmitteleinzelhändler mit ihren „Unverpackt“-Initiativen für großes – nicht nur positives – Aufsehen. So wirbt Edeka seit Anfang September mit einem drastischen „Unverpackt“-Spot für weniger Plastik bei Obst und Gemüse. Der Spot soll einen Albtraum einer Mutter darstellen, die von der vergangenen Geburt ihres Kindes träumt: Nach der Geburt wird den frisch gebackenen Eltern ihr gerade entbundener Säugling umhüllt mit einer Plastikfolie überreicht – denn „Natur kommt unverpackt“. Mit der Werbekampagne will Edeka seinen Einsatz in Sachen Plastikreduktion unterstreichen und verzichtet komplett auf das Einschweißen von Obst und Gemüse. Auch der Lebensmitteldiscounter „Netto“ wirbt aktuell auf Plakatwänden und im Internet unter dem Motto „Nackte Tatsachen“ für unverpacktes Obst und Gemüse. Im Zuge dessen erweitert Netto sein Angebot auf rund 100 plastikfreie Obst- und Gemüsesorten. Statt Einweg-Plastiktüten gibt es nun recycelbare, waschbare Mehrwegnetze oder -transportkisten, wodurch jährlich knapp 20.000 Tonnen an CO2-Ausstoß eingespart werden sollen. Doch nicht nur das Obst und Gemüse sind bei Netto „nackt“, auch die „Netto“-Models ließen ihre Hüllen zugunsten des Umweltschutzes fallen und schlüpften ins Adam- bzw. Eva-Kostüm: Auf den Plakaten sind die Models nur an ihren intimsten Körperstellen mit einzelnen Obst- oder Gemüseteilen bestückt zu sehen. Obwohl die Nacktmodels und die Wortwahl des Discounters bewusst positiv und humorvoll gewählt waren, musste sich Netto bereits dem Sexismus-Vorwurf im Social Web aussetzten. Dennoch ist die Message der Kampagne eindeutig: Nacktheit ist wichtig, vor allem in der Frischeabteilung! Wer dort auf Plastikverpackungen verzichtet, der verursacht weniger Plastikabfall und verbessert somit seinen ökologischen Fußabdruck.

Die Vermeidung von Plastikverpackungen ist also nicht nur bei den Konsumenten zu einem echten Trendthema geworden, sondern entwickelt sich zunehmend auch zu einer zentralen Rolle im Rahmen der Werbestrategie der Lebensmittelhändler - und das ist auch gut so.


Was BSA-Teilnehmer und Studierende der DHfPG in ihrem Studium lernen

Im Rahmen des BSA-Lehrgangs Marketingmanager und des Studienmoduls „Marketing 1“ der DHfPG-Bachelorstudiengänge Fitnessökonomie, Sportökonomie und Ernährungsberatung lernen die Teilnehmer bzw. Studierenden verschiedene Instrumente zur Gestaltung der Werbemittel kennen, erfahren mehr über zielgruppenspezifisches Marketing und aufmerksamkeitserregende Werbekampagnen. Vertiefende Kenntnisse im Bereich Positionierung und dem Vertrieb von insbesondere Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen erwerben Master-Studierende im Schwerpunkt „Marketing und Vertrieb“ des DHfPG-Masterstudiengangs Prävention und Gesundheitsmanagement.